Wasser zu trinken ist nicht nur an Hitzetagen wichtig. Die Stiftung Warentest hat die Qualität von Mineralwasser aus dem Handel mit Trinkwasser aus dem Hahn verglichen. Das Fazit der Tester: Vieles spricht für Wasser aus dem Hahn, nicht nur der Preis.
Von Dieter Nürnberger
Ginge es allein nach dem Preis – dann wäre die Frage Mineralwasser oder Trinkwasser aus dem Hahn recht schnell beantwortet. Denn mit dem günstigsten Mineralwasser in dieser Untersuchung müssten Verbraucher mit etwas mehr als 70 Euro jährlich rechnen. Vorausgesetzt, sie trinken die von Ernährungswissenschaftlern empfohlene Menge von 1,5 Litern pro Tag. Wer auf Wasser aus dem Hahn zurückgreift, muss dafür nur gut zwei Euro einkalkulieren.
Keimbelastung bei stillem Wasser
Doch wie steht es um die Qualität? Entscheidend hierfür: Die Laboranalyse. In jedem zweiten stillen Mineralwasser wurden nennenswerte Gehalte an kritischen Stoffen oder Verunreinigungen nachgewiesen, hinzu kommen Wasser- oder Bodenkeime, sagt Sara Waldau von der Stiftung Warentest.
„Das ist gerade bei stillen Mineralwässern mitunter ein Problem, weil da keine Kohlensäure drin ist, die das Keimwachstum hemmt. Und wir haben tatsächlich ein Bio-Mineralwasser gefunden, was sehr stark mit Keimen belastet war. Auch mit einem Krankenhauskeim, der gegen viele Antibiotika resistent ist. Das ist nicht nur für Immunschwache gefährlich, es kann sogar mitunter für Gesunde ein gewisses Risiko bergen. Deswegen haben wir dieses Wasser mit „mangelhaft“ bewertet.“
In diesem Fall die „Rheinsberger Preussenquelle“. In einigen anderen Flaschen-Produkten wurden beispielsweise auch erhöhte Gehalte an Radium 228 nachgewiesen. Dieser radioaktive Stoff ist natürlichen Ursprungs, er kann aus tiefem Gestein ins Wasser gelangen. Ein akutes Gesundheitsrisiko bestehe aber ausdrücklich nicht, so die Stiftung Warentest.
Entscheidend für die Bewertung der stillen Mineralwässer sind die Vorgaben der Mineral- und Tafelwasserverordnung. In der Untersuchung vorn lagen Mineralwässer von „Edeka“, „Aldi Nord“ und „Rewe“. Sie kosten 13 Cent pro Liter. Mit „gut“ bewertet wurden 15 von 32 Testprodukten.
Trinkwasserverordnung als Qualitätsmaßstab
Bei der Untersuchung von Wasser aus dem Hahn gilt die Trinkwasserverordnung als Qualitätsmaßstab. Auch hier sind dank verbesserter Laboranalysen inzwischen deutlich mehr Verunreinigungen nachweisbar. Das gilt für Nitrate aus der Gülle der Landwirtschaft ebenso wie für Spuren von Pestiziden, oder in Großstädten für Medikamentenrückstände. Doch die Stichproben an 20 Orten in Deutschland waren beruhigend:
„Alle Wässer halten die Kriterien ein – die strengen Vorgaben der Trinkwasserverordnung. Also: Die Qualität stimmt, da kommt gutes Wasser aus dem Trinkhahn.“
Fazit des Vergleichs: Es spreche doch einiges für Trinkwasser aus dem Hahn. Nicht nur der Preis, auch ökologische Aspekte, so Warentesterin Sara Waldau:
Es muss nicht verpackt und transportiert werden. Es kommt aus dem Hahn – es kommt aus der Region. Was für Mineralwasser spricht: Es gibt eine breite Auswahl. Es gibt ja auch Geschmacksunterschiede. Nicht jedem schmeckt jedes Wasser. Und am Wohnort kann ich das Trinkwasser nicht wechseln. Und wenn ich auf bestimmte Mineralstoffe Wert lege, kann ich auf Mineralwasser zurückgreifen.“
Allerdings nur auf bestimmte: Denn einige Mineralwässer haben hohe Gehalte, andere nicht – und liegen damit sogar noch unter dem Durchschnitt des Trinkwassers aus dem Hahn. Die Stiftung Warentest empfiehlt bei diesem Aspekt die bundesweit angebotenen Produkte „Extaler Mineralquell“ und „Contrex“. Beide mit gut bewertet und mit einem hohen Anteil an Mineralstoffen.